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Thüringen badet Fehler anderer aus
Agrarchef Silvio Reimann (rechts) und Tierproduktionsleiter Vito Benito Pfeifer erläutern der Ministerin am Melkkarussell, wie die Milchproduktion im Betrieb organisiert ist.

Thüringen badet Fehler anderer aus

Thüringens Agrarministerin Susanna Karawanskij ist auf Sommertour. Sie machte auch in der Milch-Land GmbH Veilsdorf Station. Um die Getreideernte, die allerorts läuft, ging es dabei am Freitag allerdings nicht. Geschäftsführer Silvio Reimann und Tierproduktionsleiter Vito Benito Pfeifer hatten andere Themen gesetzt, die sie der Landwirtschaftsministerin mit auf den Weg gegeben wollten.


Vielmehr stand die Tierhaltung im Vordergrund, denn der Betrieb setzt auf die Milchproduktion. 1800 Kühe stehen in den Anlagen des Unternehmensverbundes. Vor einigen Jahren waren es insgesamt noch gut 500 Milchkühe mehr. Der Bestand wurde abgebaut – heute haben die Tiere so mehr Platz und weniger Stress miteinander. Reimann und Pfeifer erläuterten die Philosophie des Unternehmens, das zu 85 Prozent den Kühen das füttert, was auf dem Grünland wächst – und solche Flächen gibt es genug vor der eigenen Haustüre, die man nutzen will.


Den Tieren sei das gut bekommen, die Anzahl der erkrankten Kühe sei deutlich runter gegangen so wie die Tierarztkosten auch. „Wir können nicht immer nur auf schneller, höher, weiter setzen“, sagte Reimann. Es gehe auch anders – eine Richtung, die das Unternehmen vor einigen Jahren einschlug. Der Betrieb erwartet allerdings Unterstützung von der Politik für solche Wege anstatt weiter pauschal den Abbau der Nutztierbestände zu proklamieren.


Auch Agrarministerin Susanna Karawanskij weiß, dass nach Ansicht des Bundeslandwirtschaftsministeriums die Tierbestände weiter sinken sollen – eine generelle Tendenz, die sie nicht unterstützt. Als Begründung werde immer wieder ins Feld geführt, dass der Agrarbereich und gerade die Viehhaltung negative Einflüsse auf das Klima hätten. „Ich sehe deutlich größere Potenziale im Baubereich, um für das Klima etwas Positives zu tun – hier gibt es eine viel größere Hebelwirkung“, sagte sie in der Milch Land GmbH. Kapazitäten wie die in der Tierhaltung hierzulande abzubauen, die in anderen Ländern im Gegenzug aufgebaut würden, hält sie nicht für den richtigen Weg. Auch die Landwirte hinterfragen genau das – zumal in anderen Ländern oftmals viel geringe Standards bei den Haltungsbedingungen der Nutztiere einzuhalten sind als in Deutschland.


Die Ministerin kritisierte, dass „nicht darauf geschaut wird, was jenseits Deutschlands passiert“. Und Agrarchef Silvio Reimann sprach zudem von einer „Verlogenheit, weil alle Betriebe über einen Kamm geschoren werden“. Thüringen habe gerade mal 0,4 Rinder je Hektar, in anderen Teilen Deutschlands sei dieser Wert ein Mehrfaches. „Wir brauchen den Umbau in der Tierhaltung, aber es ärgert mich, wenn eine differenzierte Betrachtung fehlt, denn es gibt regional sehr große Unterschiede“, sagte Karawanskij mit Blick auf den geringen Tierbesatz im Freistaat. „Hier still zu legen und anderswo weiter zu machen oder sogar noch aufzustocken, geht nicht.“ Sie sprach von einem „Dissens mit dem, was der Bund macht und will“. Gleichzeitig sicherte sie zu, um die Interessen der Thüringer Tierhalter zu vertreten: „Wir müssen den Druck aufrecht halten.“


Bei einem Rundgang führten Agrarchef Silvio Reimann und Tierproduktionsleiter Vito Benito Pfeifer die Ministerin über den Betriebshof – so ging es unter anderem zum Melkkarussell, vorbei am Kälberstall bis hin zur Biogasanlage. Anschließend stand eine Flurfahrt hinaus ans Grüne Band, an die ehemalige innerdeutsche Grenze also, auf dem Programm. Dort sorgen 500 Mutterschafe samt Nachwuchs und 50 Ziegen dafür, dass der Aufwuchs kurz und die Flächen frei gehalten werden. Auf diese Weise wird für die Artenvielfalt gearbeitet und so viel für den Naturschutz getan.


Auch dies war ein Punkt, um die Notwendigkeit der Tierhaltung zu verdeutlichen. Vito Benito Pfeifer erläuterte, welch wichtige Aufgabe hier die Schafe übernehmen, denn die Flächen können größtenteils nicht mit Maschinen gemäht werden. Doch immer mehr Schafhalter geben auf im Freistaat, weil es wirtschaftlich schwierig ist – aber auch, weil der berufliche Nachwuchs fehlt.

Den vollständigen Artikel finden Sie unter: https://www.insuedthueringen.de/inhalt.landwirtschaft-thueringen-badet-fehler-anderer-aus.07cab4b2-a519-482b-b2bb-a4eec36b6904.html

Text und Foto: Birgitt Schunk / inSüdthüringen.de