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Klare Kante beim Betriebsbesuch

Klare Kante beim Betriebsbesuch

Wir hatten die parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, Ophelia Nick, zu Gast. Beim Rundgang und bei der Diskussion haben wir uns offen ausgetauscht.


Nur langsam schiebt sich das Melkkarussell ein Stück weiter. Die nächste Kuh tritt in eine der 42 Buchten der Melkanlage im Stall in Schackendorf. Per Hand wird von den Melkern Milch abgenommen, bevor das Melkzeug aufgesetzt wird, dass dann die Milch mittels Unterdruck aus den Zitzen saugt.


Es ist nur ein kleiner Ausschnitt des Lebens und Arbeitens im Großstall der Milch-Land GmbH in Schackendorf. Geschäftsführer Silvio Reimann hat am Donnerstagnachmittag die parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundeslandwirtschaftsministerium, Ophelia Nick (B90/Grüne) und den Grünen-Spitzenkandidaten und aktuellen Thüringer Umweltminister Bernhard Stengele zu Gast. Sie wollen sich vor Ort anschauen, wie hier Lebensmittel erzeugt werden. Sie wollen aber auch von den Sorgen und Nöten der Erzeuger erfahren.


Bei Silvio Reimann sind sie da an der richtigen Adresse. Reimann ist einer, der Klartext redet und nicht um den heißen Brei larviert. Als angestellter Geschäftsführer sorgt er mit für das Auskommen von etwa 200 Mitarbeitern in den beiden Betriebsteilen in Schackendorf und in Crock. 4800 Hektar Fläche bewirtschaftet der Betrieb. Davon sind 2000 Hektar Grünland und etwa 2800 Hektar Ackerbau. „Aber davon sind weitere 500 Hektar ebenfalls Grünland“, erklärt er. Mit einer extrem vielfältigen Fruchtfolge arbeite man ohnehin.


Kühe, Jungrinder und Schafe hält der Betrieb. Vor allem mit der Milch macht man Geschäft. Fast wären die Schafe zum Jahresbeginn abgeschafft worden. „Weil ich die Schnauze voll hatte“, sagt Reimann. Nur durch Zufall habe sich ein Schäfer gefunden, der die vakante Stelle nun weiter ausfüllt. Und damit auch wertvolle Landschaftspflege übernimmt. Die Schafe weiden unter anderem im Grünen Band und halten dort bedeutsame Flächen frei. Drittes Standbein sind die Biogas-Anlagen. „Die waren mal gehypt, dann war’s was ganz böses“, schildert Silvio Reimann sein Empfinden. Dabei nutze man in Schackendorf schon immer nur die Gülle, die sowieso anfalle. „Wir machen aus Scheiße Strom. Was will ich denn mehr?“ Mais und andere Energiepflanzen nutze man zum Füttern der Tiere und nicht der Biogasanlage. Probleme hat er, weil ein Gutachten nicht schnell genug abgegeben werden konnte, weil der Gutachter nicht rascher die Anlage zertifizieren konnte. „Deswegen sind 50 000 Euro einbehalten worden“, klagt Reimann. Nick und Stengele wollen sehen, was da zu machen ist. Auch bei einem anderen bürokratischen Fehltritt können beide nur mit dem Kopf schütteln. Ophelia Nick findet’s gar „Irre!“ Es geht um den CO2 -Fußabdruck. Diese Zertifizierung habe der Betrieb gemacht. „Wir bekommen einen schlechteren CO2-Fußabdruck, weil wir die Kälber länger mit Vollmilch füttern und weil wir die Milchkühe mit Gras füttern, das wir selbst anbauen und ernten! Da soll mir mal einer erklären, was daran falsch sein soll“, beklagt Reimann.


Auch auf das Thema Bürokratieabbau kommt die Sprache. Trotz der Weidehaltung beantragt der Betrieb für einen Teil keine Weideprämie mehr, weil es so kompliziert sei. Den Verweis von Ophelia Nick, dass sich das gerade bessere, hört Reimann zwar. „Ich bin immer für Bürokratieabbau. Der wurde uns immer wieder versprochen. Ich glaube nicht mehr dran, dass sich das bessert.“ Dennoch denkt man bei der Milch-Land nicht nur in festgefahrenen Strukturen. Erst jüngst hat man – mit viel Zeit und Geld – gravierend umgestellt, weniger Rinder, mehr Platz. Auch die Fütterung habe man umgestellt. Zulasten der Milchleistung, aber zugunsten der Tiergesundheit. Ophelia Nick begeistert das. Als promovierte Tierärztin kennt sie sich aus.


Auf ihrer Tour durch ganz Deutschland ist sie in Schackendorf auf einer ihrer letzten Stationen angekommen. „Mir ist es ganz besonders wichtig, die Menschen wertzuschätzen und auf sie aufmerksam zu machen“, sagt die parlamentarische Staatssekretärin. Deswegen schaue sie sich bei Betrieben und Erzeugern unterschiedlicher landwirtschaftlicher Produkte um. Von ihrem Besuch bei der Milch-Land GmbH in Schackendorf nimmt sie mit, dass man gesunde Kühe auch in einem Großbetrieb artgerecht füttern kann. „Es verdeutlicht, wie wichtig Grünland in der Landwirtschaft ist: als CO2-Speicher, für die Biodiversität und auch für die Erzeugung regionaler Lebensmittel.“ Sie habe sich das sehr gern in diesem großen Betrieb anschauen wollen und sei sehr beeindruckt, sagt Ophelia Nick.

Den vollständigen Artikel finden Sie unter: https://www.insuedthueringen.de/inhalt.landwirtschaft-klare-kante-beim-betriebsbesuch.7d25271c-1df1-4f43-bf97-009aa4002c87.html

Text: Cornell Hoppe, Foto: Bastian Frank / inSüdthüringen.de